Die Wahrheit kann man überall erkennen, aber in diesem Zustand ist mein Geist und meine Wahrnehmungsfähigkeit so von Illusion und Dualität bedeckt, dass die richtige Wahrnehmung nicht
möglich ist. Es ist ein wahrer Begriff, dass man erleuchtet wird, wenn man Selbsterkenntnis erlangt hat. Es ist wie in einer Dunkelkammer: Wenn man eine schwarze Katze sucht, ist es
nicht möglich, sie zu finden. Wenn es das Ziel ist, eine schwarze Katze zu suchen, den schwarzen Kater, den ich vermisse oder wenn mein Anliegen ist, darüber Erkenntnis zu gewinnen,
„wer bin ich?“, dann ist es wirklich wichtig festzustellen, dass ich es nicht weiß.
Eine Person schickt eine andere Person in eine dunkle Kammer und sagt ihr, dass darin ein Elefant sei, den sie beschreiben soll. Die Person in der dunklen Kammer hat aber noch nie
einen Elefanten gesehen und hat keine Vorstellung darüber wie er aussieht. Er greift an die Beine des Elefanten und denkt, dass das bestimmt ein Baum ist. Einen Baum hat er schon
einmal gesehen, er weiß, was ein Baum ist, aber einen Elefanten hat er nie gesehen. Er hat also keine Vergleichsmöglichkeit und Erinnerung an einen Elefanten.
Weil unser Geist ohne einen Vergleich nicht zu einer Schlussfolgerung gelangen kann, ist es wichtig, die Gegenstände, die Polarität darzustellen, so dass wir langsam, aber sicher, die
Polarität der Dualität in allen Schattierungen erkennen und über die Dualität hinaus die Wahrheit sehen können. Dualität kann man in einen einzigem Begriff sehr schön erläutern. Der
Bereich in dem Ursache und Wirkung existiert, ist der Bereich der Dualität. Der Bereich, in dem es keine Ursache und Wirkung gibt, ist ein neutraler Zustand. Und dieser Zustand ist
eigentlich die Erleuchtung:
- Wir haben erkannt, dass unser Geist nicht mehr von dieser Dualität zerrissen ist.
- Wir erkennen, dass wir als Lebewesen spirituelle Funken und diese nicht verwandt mit dem Bereich der Dualität sind.
Daher ändert sich unsere gesamte Weltanschauung, unsere Handlungen und auch unser Umgang ändern sich. Der Pfad, der vor uns liegt, ist nicht mehr dunkel, sondern wir sehen hell wie im
Tageslicht und wir können ganz weit sehen. Das ist es, was eigentlich Erleuchtung bedeutet. Das bedeutet: alles was wir sagen, alles was wir denken, alle Handlungen, die wir
ausführen, alle Handlungen, die wir ablehnen, jede Situation, in die wir hinein geraten, sind uns bewusst und klar. Sie sind nicht mit der Außenwelt verstrickt.
Es ist allerdings auch nicht so, dass man im erleuchteten Zustand sich dem Umfeld nicht bewusst ist, also, wo man sich in Zeit, Ort und Umstand befindet. Aber man bemerkt diese
Faktoren nur an der Peripherie. Dieser Zustand ist auch nicht wie ein Sekundenblitz, die plötzliche Erleuchtung und das genauso plötzliche Verschwinden. Anschließend bin ich wieder
das gleiche armselige leidende Opfer! So ist das nicht.
Erleuchtung kommt nur durch Erkenntnis. Durch Meditation oder durch das Praktizieren einer bestimmten Atemübung in einer bestimmten Sitzposition werde ich diese Erkenntnis nicht
unvermittelt erlangen.
Die Erleuchtung ist immer eine Entwicklung Schritt für Schritt. Schritt für Schritt bedeutet, bevor ich den nächsten Schritt zur nächsten Erkenntnis nehme, ist mir sehr bewusst,
welche Schritte ich hinter mir lasse. Das End-Ziel ist immer vor meinen Augen, wie es in den Veden geschrieben steht – die Selbsterkenntnis.
Zwei wichtige Feinde oder Hindernisse dieser Selbsterkenntnis sind in den Veden immer wieder erwähnt: kama und lobha.
-
Kama bedeutet der allgemeine materielle Wunsch, der materielle Genuss, die Lust zu begehren und streben nach Sinnesbefriedigung, egal was das ist.
-
Lobha ist die Gier nach materiellen Dingen, d.h. nach Besitz. Auch wenn ich viel besitze, bin ich durch dieses Besitztum nicht zufrieden gestellt, sondern ich möchte noch
mehr.
Etwas Zeitweiliges zu wünschen, kommt aus Unwissenheit:
Kama und lobha sind Wünsche besitzergreifender Natur, beziehungsweise der Materie. Sie sind das Resultat von Unwissenheit. Etwas Zeitweiliges zu wünschen, kommt aus
Unwissenheit: Wir suchen etwas Dauerhaftes und wir wissen nicht, was zeitweilig oder vergänglich ist. Letztendlich kann man die Suche in dieser Welt in zwei Fragen deutlich
darstellen:
- Wie kann ich Leid endgültig vernichten?
- Wie kann ich mein Glück ausdehnen und halten?
Wenn diese beiden Aspekte wirklich unsere Ziele sind, dann ist es sehr wichtig festzustellen, was unsere Wünsche, Handlungen und Ambitionen wirklich sind. Sind sie immer mit
zeitweiligen Dingen verbunden? Sind sie erreichbar? Kann ich mein wirkliches Ziel erreichen in dem ich dauernd meinen Geist in die Äußerlichkeit fliehen lasse?
Deswegen, möchte ich immer wieder feststellen: Erleuchtung ist kein Zufall.
Erleuchtung ist eine sehr bewusste geistige Schritt für Schritt Entwicklung innerhalb eines bestimmten spirituellen Paradigmas, die wiederum in der Begleitung eines Mentors
stattfindet. Erleuchtung bedeutet, die Dunkelheit der Dualität, Missverständnisse und Illusion zu vertreiben. Das kann man, wie gesagt, an ganz bewussten Schritten in der geistigen
Entwicklung merken. Jeder, der diesen Weg geht, merkt, welche Entwicklung er gemacht hat und welche Erkenntnisse er gewonnen hat. Die gesamte Wahrnehmung der Welt, auf die wir uns
bisher berufen haben, hat sich geändert: Unsere Denkart, unsere Umgangsart hat sich geändert und auch unsere Wünsche haben sich geändert.
Erleuchtung ist unser Lebensziel. Dieses menschliche Leben ist uns als ein Geschenk gegeben worden, weil das menschliche Wesen Vernunft und Unterscheidungsvermögen besitzt. Nur in
diesem Leben ist es durch Unterscheidungsvermögen möglich, Realität von der Illusion zu trennen. Von der Dualität ins Absolute zu gehen, bedeutet von Dunkelheit der Unwissenheit, ins
Licht der Erkenntnis und Erleuchtung zu gelangen.
Unsere ursprüngliche Natur ist so bedeckt, dass wir vergessen haben, dass wir spirituelle Funken sind.
Wir leiden, weil wir uns einhundertprozentig mit unserem Körper identifizieren, als unserer eigentlichen Identität. Da taucht für uns das gesamte Problem auf: Missgunst, Angst,
Befürchtung und Depression. Also versuchen Sie zu erkennen, wie wichtig die menschliche Geburt ist. Der Körper ist das beste Fahrzeug, um unser Ziel zu erreichen und dann ganz
nüchtern, Schritt für Schritt das Bewusstsein zu erheben, bis wir Schritt für Schritt die Erleuchtung erlangt haben. Dann werden wir diese Welt nicht mehr als einen Ort, an dem wir
leiden, empfinden.